Führend Wissen Schaffen – Erfolgsfaktoren für Gewinnung und Aufstieg von Frauen in MINT-Führungspositionen in der Wissenschaft (FührMINT)

Projektverantwortung: Prof. Dr. Claudia Peus, Dr. Sylvia Hubner                                                                       

Förderung: Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF)                                                                      

Laufzeit: 01.10.2016 - 30.09.2019

Im Rahmen des BMBF-geförderten Projektes wurde untersucht, welche Anforderungen an Professor*innen in den MINT-Wissenschaften gestellt werden und wie Frauen für diese Positionen verstärkt gewonnen und qualifiziert werden können.

Wissenschaftsorganisationen nehmen eine wichtige gesellschaftliche Rolle ein. Sie sind Orte der Erkenntnisgenerierung, der Aus- und Weiterbildung sowie Impulsgeber für Innovation und Fortschritt (vgl. Peus, Welpe, Weisweiler, & Frey, 2015). Dafür müssen sie die besten und passendsten Talente unabhängig von ihrem Geschlecht oder anderen demografischen Eigenschaften anziehen sowie gleichermaßen fördern und in ihrer Entwicklung unterstützen (vgl. Braun, Peus, Weisweiler, & Frey, 2013; Peus, Sparr, Knipfer, & Schmid, 2012). Aktuell sind allerdings, insbesondere im Bereich der Mathematik, Ingenieur-, Natur- und Technikwissenschaften (kurz "MINT"), nur wenige Frauen in Positionen vertreten, die Verantwortung für ein eigenes Team bzw. einen Lehrstuhl oder eine Forschungsgruppe beinhalten. Das ist erstaunlich, da etwa ein Drittel der Studierenden und Promovierenden weiblich sind (29% bzw. 35%; BMBF, 2014, 2015). Der Frauenanteil nimmt während der Karriereverläufe jedoch drastisch ab. Habilitationen werden nur noch zu ca. 20% von Frauen abgeschlossen (BMBF, 2014, 2015) und der Anteil an Frauen auf MINT-Professuren liegt bei lediglich ca. 13% (Statistisches Bundesamt, 2015).

Im Projekt wurde untersucht, welche Maßnahmen ergriffen werden können, um die Wahrscheinlichkeit zu erhöhen, dass Frauen vermehrt für MINT-Professuren gewonnen werden und ihre Fähigkeiten in solchen Positionen optimal entfalten können. Das Projekt war Partner des Nationalen Pakts für Frauen in MINT-Berufen Komm, mach MINT. Zur Unterstützung von Organisationen und Akteur*innen der Personalauswahl und -entwicklung wurden verschiedene Praxistransfermaßnahmen umgesetzt. Zudem wurden Veranstaltungen durchgeführt und Handlungsempfehlungen für Nachwuchswissenschaftler*innen zusammengestellt.

Forschungsfragen


Geschlechtsspezifische Unterschiede in der Wahrnehmung und Bewertung destruktiver Führung in der Wissenschaft (FührMINT II)

Projektverantwortung: Prof. Dr. Claudia Peus                                                                      

Förderung: Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF)                                                                      

Laufzeit: 01.01.2020 - 31.03.2021

Das BMBF-geförderte Anschlussvorhaben verfolgte das Ziel, durch wissenschaftlich fundierte Studien geschlechtsspezifische Aspekten in der Wahrnehmung, Einordnung und Beurteilung destruktiver Führungsverhaltensweisen in den MINT-Wissenschaften zu untersuchen.

Neben der Rekrutierung hochqualifizierter Frauen als bspw. Professorinnen in den MINT-Wissenschaften ist es von zentraler Bedeutung, den Wissenschaftlerinnen die bestmöglichen Rahmenbedingungen zu bieten, damit sie ihr Potential voll entfalten und erfolgreiche Rollenvorbilder sein können. Die Forschung hat wiederholt gezeigt, dass Führung anders wahrgenommen und bewertet wird, sobald das Geschlecht der Person und damit verbundene geschlechtsspezifische Erwartungen ins Spiel kommen. So werden an Frauen einerseits generell höhere Erwartungen an Leistung und Kompetenz gestellt und andererseits zeigen zahlreiche Studien Backlash-Effekte, also eine Abwertung von Frauen wenn sie als "zu stereotyp männlich" (s. z.B. Williams & Tiedens, 2016) oder nicht als fürsorglich, verständnisvoll und unterstützend wahrgenommen werden (Heilman & Okimoto, 2007). Diese geschlechtsspezifischen Verzerrungen in der Wahrnehmung und Bewertung scheinen auch aufzutreten, wenn es um negative, destruktive Führung geht (s. z.B. Schilling & May, 2014; Schmid, Pircher Verdorfer, & Peus, 2018, 2019). Die Problematik wird deutlich, wenn man die im deutschsprachigen Raum öffentlich und medial beachtete Diskussion zum Thema Machtmissbrauch und Mobbing an Forschungseinrichtungen betrachtet: Die beschriebenen Fälle scheinen nahezu ausschließlich weibliche Führungspersonen in MINT-Disziplinen zu betreffen. Dies steht in eklatantem Widerspruch zu der oben beschriebenen Unterrepräsentanz von Frauen in diesem Bereich. Zudem gibt es keine Evidenz dafür, dass Frauen mehr oder öfter destruktives Verhalten zeigen als Männer (Stempel & Rigotti, 2018; Tepper, Simon, & Park, 2017). Ein verwandtes Gebiet, die Forschung zu Aggression am Arbeitsplatz, zeigt eher, dass Männer insgesamt häufiger als Täter in Erscheinung treten (Rutter & Hine, 2005; Samnani & Singh, 2012). Vor diesem Hintergrund ist davon auszugehen, dass sich geschlechtsbezogene Stereotypen auf die Wahrnehmung und Einordnung von destruktiver Führung in der Wissenschaft auswirken. 

Im Anschlussvorhaben wurde durch wissenschaftlich fundierte Studien die Prävalenz wahrgenommener destruktiver Führung von Männern und Frauen in den MINT-Disziplinen untersucht. Darüber hinaus wurde analysiert, ob und in welchem Umfang dabei Geschlechterunterschiede feststellbar sind und welche Rolle Geschlechterstereotype in der Wahrnehmung und Bewertung dieses Verhaltens spielen. Zur Sensibilisierung verschiedener Akteur*innen und Unterstützung von Nachwuchswissenschaftler*innen, wurden praktische Empfehlungen und eine Toolbox entwickelt, die verantwortungsvolle Führung fördern soll.

Forschungsfragen